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Foto: Ali Bakhtiari auf Unsplash

Briefmarkenstelle Bethel: Lieferant für Arbeit und seltene Kostbarkeiten

Es wirkt wie ein Anachronismus im Zeitalter von E-Mail, WhatsApp und Co.: In Kirchen stehen Boxen für Briefmarken, die zugunsten der Briefmarkenstelle der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gesammelt werden. Eine vor Jahren durchaus nachvollziehbare Aktion, die heute eher die Frage aufwirft, ob überhaupt noch Sammelgut zusammenkommt und was mit dem vermeintlich Wenigen noch bewirkt werden kann. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass sich der Bedeutungsverlust der Briefmarke für Bethel in Grenzen hält.

Die sich ausdehnende Industrialisierung veränderte im Deutschland des 19. Jahrhunderts auch die gesellschaftlichen Verhältnisse. Personen, die nicht in der Lage waren, am Erwerbsleben teilzunehmen, konnten oft nicht mehr zu Hause versorgt werden. 1867 gründete die Innere Mission (Vorläufer der heutigen Diakonie) in Bielefeld ein Pflegehaus für epilepsiekranke Menschen, dessen Leitung am 25. Januar 1872 der Theologe Friedrich von Bodelschwingh übernahm. Er erweiterte die Pflegeanstalt, indem er zusätzliche Beschäftigungsfelder schuf und neue Zweigstellen gründete.

Die Briefmarkenstelle Bethel wurde 1888 gegründet. Mit etwa 400 Postsendungen täglich (aus dem In- und Ausland) erfreut sie sich auch heutzutage noch großer Beliebtheit. Absender sind Privatleute, Unternehmen, Schulen und Kirchengemeinden. Auch die Kirchengemeinde St. Cornelius und Peter gehört zu den Spendern, denn in der Herz-Jesu-Kirche steht eine Sammelbox. Selbst im Zeitalter moderner Briefmarkencodes und per Drucker erstellbarer Briefmarken sowie etlicher Brief-Alternativen macht sich bei Bethel ein Rückgang der Zusendungen nicht bemerkbar.

Heute bietet die Briefmarkenstelle 125 Menschen mit Behinderung einen sicheren Arbeitsplatz. Sie freuen sich darauf, diese Marken auszuschneiden, nach Ländern zu sortieren und für den Verkauf an Briefmarkenfreunde abzupacken.

Bethel bescheibt die Arbeitsabläufe am Beispiel von Stefan Engels, einem der 125 Menschen, die die Briefmarken verarbeiten: "Die Arbeit mit den gezackten Raritäten ist für ihn eine geistig herausfordernde Tätigkeit, die ihm dank der farbenprächtigen Motive viel Spaß macht. Sein Spezialgebiet sind die Postwertzeichen aus der Schweiz: Mit Hilfe eines Katalogs sortiert er sie nach Jahrzehnten und prüft ihre Qualität mit einer Lupe. Immer wieder greift er dabei auch zur Pinzette: ,Wenn eine Marke besonders wertvoll ist, gehe ich noch vorsichtiger damit um.' In den Feierabend geht Stefan Engels mit dem zufriedenen Gefühl, seine Arbeit zu beherrschen und alle Aufgaben sorgfältig erledigen zu können."

Falls Sie Briefmarken versenden möchten, bittet Bethel darum, die abgestempelten und ausgeschnittenen Briefmarken an folgende Anschrift zu senden: Briefmarkenstelle Bethel, Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld.

Wenn Sie Briefmarken als Kiloware erwerben möchten, finden Sie einen Bestellbogen unter www.briefmarken-bethel.de. Vielleicht ist Ihnen das Glück hold und Sie entdecken unter den Marken eine Rarität…

Ute Hölter