Jahreswechsel 2025/2026 – Böller-Tradition mit Schattenseiten
Ende und Neuanfang, die beiden Seiten einer Medaille, haben für die Menschen seit jeher eine besondere Bedeutung gehabt. Unabhängig davon hat die Kirche ihre eigene Zeitrechnung, denn das neue Kirchenjahr beginnt jeweils am 1. Advent, und der Silvestertag zählt nicht zu den kirchlichen Feiertagen, wohl aber der 1. Januar.
So verwundert es nicht, dass die Messen, die im pastoralen Raum Viersen und andernorts am Silvesterabend stattfinden, formal als Vorabendmesse für den Neujahrstag und das damit verbundene Hochfest Mariens gelten. Inhaltlich wird dem Jahreswechsel Rechnung getragen, denn die Zeit des Übergangs wird Jesus Christus anvertraut, mit Dank für das vergangene und Bitten für das neue Jahr.
Beachtenswert ist auch die Zeitverschiebung: Während in unseren Gefilden noch Vorfreude auf eine unterhaltsame Silvesterfeier herrscht, haben andere Teile der Welt den 1. Januar schon erreicht. Dreh- und Angelpunkt ist die Datumsgrenze, die mit Ausbuchtungen ungefähr entlang des 180. Längengrads im Pazifischen Ozean verläuft. Der Inselgruppe Kiribati wird die Ehre zuteil, als erste das neue Jahr begrüßen zu dürfen, danach schließen sich die Städte und Gemeinden in östlicher Richtung an – Viersen benötigt ab diesem Zeitpunkt noch ca. dreizehn Stunden.
Für den Silvestertag und den Silvesterabend entwickelten sich in allen Teilen der Welt über viele Jahrhunderte hinweg charakteristische Traditionen. So ist die Rede davon, dass in den Niederlanden derjenige aus einer Familie, der am Silvestertag als letzter aufsteht, zuweilen den Namen ‚Silvester‘ erhält und sich für die abendliche Feier etwas einfallen lassen muss.
Apropos Feier: Viele Familien und Freundeskreise verbringen den Silvesterabend gemeinsam und vertreiben sich mit Raclette und Feuerzangenbowle die Wartezeit, oft wird auch das bekannte ‚Dinner for one‘ zum unverzichtbaren Ritual. Wer Orakelspiele liebt, greift zum Kartenspiel oder zum Bleigießen.
Zu allen Zeiten fürchteten die Menschen in dieser dunklen Jahreszeit böse Mächte, die ihnen das Leben schwer machen wollten. Vor allem zum Beginn eines neuen Jahres sollten laute Geräusche die bösen Geister vertreiben und das Wohlwollen der guten erwerben. Als Überbleibsel hat sich bis in die heutige Zeit das Abbrennen von Böllern und Feuerwerken gehalten – gegenwärtig mit durchaus geteilten Ansichten. Schon die Herstellung der Feuerwerkskörper steht im Ruf, mit prekären Arbeitsverhältnissen einherzugehen. Die Stimmen, die ein Böllerverbot zum Schutz der Menschen, der Tiere und der Umwelt fordern, werden immer lauter. Am 4.12.25 hat dazu die Gewerkschaft der Polizei Berlin eine 2,2 Millionen Stimmen starke (und damit die bislang größte) Petition an Ulrich Mäurer (SPD), den Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, übergeben. Primäres Ziel ist der Schutz der Einsatzkräfte.
Eine mögliche Alternative zum Kauf von Feuerwerkskörpern könnte auch in diesem Jahr eine Zuwendung an – die schon seit fast 25 Jahren existierende - Aktion „Brot statt Böller“ sein, die mit Spenden den Kampf gegen den Hunger bestreitet.
Von derartigen Entscheidungen war die Zeit, in der Erich Kästner (1899 – 1974) lebte, weit entfernt. Sein 1955 erschienenes Gedicht „Der dreizehnte Monat“ durchzieht ein unerschütterlicher Realismus. Die letzte Strophe lautet: „Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise. / Und werden kann nur, was schon immer war. / Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise. / Und dem Dezember folgt der Januar.“
Papst Silvester
Die katholische Kirche gedenkt an diesem Tag dem am 31.12.335 n.Chr. verstorbenen Papst Silvester. Im Jahr 313 n. Chr. wurde den Bürgern des römischen Reiches das Recht auf freie Religionsausübung zuerkannt. In der folgenden Zeit, der Amtszeit Silvesters (314 n.Chr. bis 335 n.Chr.), gewann das Christentum an Bedeutung: dazu gehört vor allem auch, dass Papst Silvester der erste Papst war, der nicht mehr verfolgt wurde.
Ute Hölter
