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Giovanni Solinas. Foto: Lucky Foto

Giovanni Solinas erläutert die neuen Ideen für das Internationale Orgelfestival

Am Sonntag, 09.März, startete in der St. Corneliuskirche in Dülken die diesjährige Konzertreihe des „Internationalen Orgelfestivals“ unter der Leitung des Organisten und Kantors Giovanni Solinas. Im Interview gibt er einen kurzen Überblick über die Glanzpunkte der Kirchenmusik an St. Cornelius im Jahr 2025.

Das „Internationale Orgelfestival“ geht in die 3. Runde. Was macht es so erfolgreich?

Der Erfolg des Festivals liegt vor allem im Publikum, denn es ist für die Menschen da, die Musik erleben möchten. Auch die Jugendlichen, die Orgel lernen oder singen und ein besonderes Konzert hören möchten – mit ihnen wird das Festival erst möglich. In erster Linie spielt jedoch die „neue“ Orgel eine zentrale Rolle, die nicht nur in den Konzerten, sondern auch im Zusammenspiel mit den Künstlern und dem Publikum immer wieder neue Dimensionen der Musik eröffnet. Zudem kommt die beeindruckende Akustik der St. Cornelius Kirche, die die Klangfülle der Orgel und die musikalische Darbietung in besonderer Weise zur Geltung bringt.

In diesem Jahr präsentieren sich vor allem junge Künstlerinnen und Künstler und solche aus unserer näheren Umgebung (mit Ausnahmen). Was hat zu dieser Änderung des Konzepts im Vergleich zum Vorjahr geführt?

In diesem Jahr wollte ich, dass junge Künstlerinnen und Künstler, besonders aus unserer näheren Umgebung, mehr Raum im Festival bekommen. Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren. Dabei bin ich auf Jan Liebermann gestoßen, 19 Jahre alt, der sehr ernsthaft arbeitet und Orgel spielt. Eine weitere junge Künstlerin ist eine Frau – was besonders wichtig ist, da das Orgelspiel nicht nur Männern vorbehalten sein sollte. In diesem Jahr treten also zwei Frauen auf, eine sehr jung und eine im fortgeschrittenen Alter. Diese Auswahl ist nicht nur musikalisch durchdacht, sondern auch menschlich: unter dem Motto „Jeder soll einen Platz finden“ möchten wir Vielfalt und Inklusion in das Festival integrieren.

Die Konzerte sind kostenlos. Erhalten die Künstler keine Gage?

Natürlich erhalten die Künstler wie in den Vorjahren eine Gage. Das Publikum hat die Möglichkeit, eine freiwillige Spende zu leisten und kann selbst entscheiden, ob und in welcher Höhe. Ich möchte diese Entscheidung dem Publikum überlassen, und dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen sollen in diesem Jahr alle Menschen die Möglichkeit haben, teilzunehmen – auch diejenigen, die sich normalerweise ein Konzert nicht leisten können. Auf diese Weise können insbesondere junge Leute leichter Zugang zur Kirche finden. Es gibt keinen Eintritt, der eine Barriere darstellen könnte, und so schaffen wir eine offene und einladende Atmosphäre für alle.

Das Angebot der Kirchenmusik richtet sich auch an Kinder.

Ja, in diesem Jahr habe ich das Bach-Projekt des Bistums „Bach TOTAL“ als besonderes Projekt für Kinder vorgesehen. Darüber hinaus gibt es das Projekt ‚Die Arche Noah, ein Orgelkonzert (nicht nur) für Kinder‘, das es ermöglicht, die bekanntesten Werke von Johann Sebastian Bach in eine Erzählung zu integrieren und den Kindern auf kreative Weise näherzubringen. Zusätzlich können sich Schulklassen im Rahmen von ‚Pro Schule‘ direkt über die Webseite anmelden. Wenn eine Schule sich dafür entscheidet, könnte die Orgel sogar Teil des Musikunterrichts werden. Die Orgelführungen für Jugendliche und die Teilnahme am Projekt ‚Raumschiff Orgel‘ für jüngere Kinder zeigen ein großes Interesse an der Thematik. Weitere Informationen sind auf der Webseite www.kirchenmusik-st-cornelius.de verfügbar.

Zu den Aufgaben eines Organisten und Kantors gehört auch die Chorleitung. Auf welche Chorkonzerte können sich die Menschen in nächster Zukunft freuen?

Zum Hören oder zum Mitsingen? – Beides ist möglich. Zum Mitsingen: Die ‚Großen‘ singen im Kirchenchor, im Projektchor oder im ‚Ensemble Vocale‘, während die Jüngeren im Kinder- oder Jugendchor aktiv sind. Ein kleiner Ausblick: Der Projektchor wird demnächst mit dem Proben des ‚Mozart-Requiems‘ beginnen, das anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Chores am 15. November 2026 in St. Cornelius aufgeführt wird. ChorsängerInnen, die dieses monumentale Werk bereits gesungen haben und Freude daran haben, aktiv mitzuwirken, können sich gerne an den Chor wenden.

Zum Hören: Am Sonntag, dem 9. März 2025, werden unter anderem Teile des Jugendchores der Pfarrei St. Cornelius und Peter sowie des AMG-Chores ‚Singpause‘ das Eröffnungskonzert des Internationalen Orgelfestivals gestalten.
Am Sonntag, dem 23. März, folgt das Orgelkonzert des jungen Künstlers Jan Liebermann aus Frankfurt. Vormittags findet zudem eine Orgelführung um 10:30 Uhr statt.

Überall, wo Menschen zum Singen zusammenkommen, gibt es „Überraschungen“. Welche positive „Überraschung“ hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Eine der größten positiven ‚Überraschungen‘ für mich war, als 2022 ein Junge aus der Ukraine – Teodor – kam und anfing zu singen. Es war unglaublich emotional, denn er floh vor dem Krieg und zeigte sofort, dass er sehr gut singen konnte. Diese Erfahrung hat mich sehr berührt, weil sie mir einmal mehr zeigte, wie eng die Verbindung zwischen Gefühlen und Stimme ist. Wenn man mit einem Problem beschäftigt ist, kann die Stimme ihren vollen Ausdruck nicht finden. Umgekehrt ist es genauso: Wenn man sich gut fühlt, ‚blüht‘ die Stimme auf und entfaltet ihr ganzes Potenzial. Diese Erfahrung hat mir auch wieder bewusst gemacht, wie wichtig es ist, für den Frieden zu kämpfen – damit Musik und Stimme wieder frei fließen können, ohne Angst und Not. Frieden ist nicht nur das Fehlen von Krieg, sondern die Freiheit, sich auszudrücken, zu leben und zu singen. Es wäre ein großes Geschenk, wenigstens einen Tag des Friedens für alle Menschen zu erleben.

Das Gespräch führte Ute Hölter